• Farben für Schulen und Lebensräume

    Zahlreiche Schulen müssen aktuell neu gebaut, saniert oder erweitert werden. Hier besteht auch in Zukunft noch enormer Handlungsbedarf. Gesellschaftlicher Wandel und moderne pädagogische Anforderungen führen dazu, dass sich Schulen zudem neu ausrichten müssen: Sie werden immer mehr zu Orten des Lernens und Lebens. Das hat grundlegenden Einfluss auf die Architektur und Gestaltung zeitgemäßer Schulbauten. Dabei spielt auch das Farbkonzept eine entscheidende Rolle.

    Von Lehranstalten zu Lernlandschaften

    Lange dunkle Gänge, viele nach rechts und links abzweigende Räume: So erinnern sich wohl die meisten jetzt Erwachsenen an ihre Schulzeit. Mittlerweile ist die klassische Flurschule aber in vieler Hinsicht nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Einseitiger Frontalunterricht gilt als überholt, vielfältige Unterrichtsformen gewinnen an Bedeutung. Die Digitalisierung eröffnet neue Zugänge zu Wissen und Inhalten und erfordert eine entsprechende Infrastruktur. Darüber hinaus sind Ganztagschulen nicht mehr die Ausnahme, sondern eher die Regel. Auch Inklusion stellt neue und weitreichende Ansprüche an den gesamten Schulbetrieb. Die gegenwärtigen Erfahrungen mit der Corona-Pandemie werden sich langfristig ebenfalls auf die Anforderungen an Schulgebäude auswirken.

    Aus veralteten Lehranstalten entwickeln sich vitale Lernlandschaften – dabei müssen sich auch die Gebäude an die sich verändernden Gegebenheiten anpassen. Mittlerweile haben Experten aus Schule, Verwaltung, Wissenschaft und kommunalen Spitzenverbänden Leitlinien für den Schulbau erarbeitet. Sie sollen alle Beteiligten unterstützen, in ihren Städten und Kommunen zeitgemäße und leistungsfähige Bildungsbauten zu schaffen. Gefragt sind heute multifunktionale Gebäude, die unterschiedliche Anforderungen berücksichtigen: Lernen in großen Klassen und kleinen Teams, Raum für Gemeinschaftsaktivitäten, Spiel- und Freizeitflächen, Ruhezonen. Nicht zuletzt kommt es darauf an, die Schule in ihre Umgebung zu integrieren und mit dem sie umgebenden Quartier zu vernetzen.

    Der Raum als dritter Pädagoge, ein Begriff, den der italienische Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geprägt hat, rückt damit in den Vordergrund. Längst hat die Forschung bestätigt, dass die räumliche Umgebung das Lernen erheblich beeinflusst.  Ein gelungenes schulisches Raumkonzept hängt demnach von zahlreichen Faktoren ab: Aufteilung und Variabilität, Möbel und Materialien, aber auch Licht und Farben sind dabei wichtige Aspekte.

    Mit Farben die richtige Atmosphäre erzeugen

    Gerade Farben sind maßgebend für die Gestaltung moderner Schulbauten, da sie gleich mehrere wichtige Funktionen erfüllen - sie geben Orientierung, Struktur und Identität. Es ist unstrittig, dass Farben starken Einfluss auf Natur und Mensch haben. Denn Farben wirken auf unsere Psyche und steuern so unmittelbar unsere Gefühlswelt und unser soziales Verhalten.

    Worauf kommt es bei der richtigen Farbgestaltung in Schulen also an?  „In einem ersten Schritt geht es darum, bei Architekten und Schulverantwortlichen überhaupt eine Sensibilität dafür zu schaffen, wie stark Farben uns beeinflussen“, sagt Axel Buether, Professor für Didaktik der visuellen Kommunikation an der Bergischen Universität Wuppertal und einer der führenden Farbexperten in Deutschland. „Schulen erfüllen heute verschiedene Funktionen – daran muss sich auch die Farbgestaltung orientieren, so Buether weiter. „Wichtig ist es vor allem, durch Farben eine Balance zwischen einer Arbeits- und Wohlfühlatmosphäre herzustellen.“

    In den Lernbereichen stehen Konzentration und Bildung im Fokus. Deshalb eignen sich hier frische, aber dennoch zurückhaltende Töne, wie etwa Blau. Es ist erwiesen, dass blaues Licht kognitive Fähigkeiten fördert und so das Lernen erleichtert. Räume zum Ausruhen und Entspannen wiederum sollten in Farben aus dem warmen Spektrum gehalten werden, wie z. B. Gelb und Orange. Umgebungen mit grünen Tönen wirken erfrischend und helfen, Kreativität und Kommunikation zu steigern. Entscheidend ist der Farbwechsel für unterschiedliche Situationen im Schulalltag.

    Identifikation durch Beteiligung

    Die Farbgestaltung in Schulen sollte die gesamte Raumumgebung und die Außenfassade im Blick haben. Ziel ist es, ein harmonisches Miteinander von Wänden, Fußböden, Türen, Fensterprofilen und Mobiliar zu schaffen. Für die unveränderlichen Raumelemente empfehlen sich neutralere, gedeckte Farben, etwa hellere Grau- und Brauntöne, um zu große Kontraste zu vermeiden. Darüber hinaus gilt es, die lichtreflektierenden Eigenschaften der farbigen Flächen zu berücksichtigen. Genauso wichtig wie die Auswahl der Farbtöne selbst ist daher auch die Qualität der Beleuchtung.

    Nicht zuletzt: Die Wahrnehmung von Farben ist zwar biologisch gelernt, kann aber individuell unterschiedlich ausgeprägt sein. Dabei spielen Erziehung, Kultur, Regionalität und persönliche Erfahrungen eine Rolle. Daher plädiert Buether dafür, die Schülerinnen und Schüler, aber auch das Lehrerkollegium an der Farbgestaltung zu beteiligen – und so die Identifikation mit der eigenen Schule zu erhöhen.

    Farbsysteme für mehr Sicherheit

    Farben können aber zudem einen wertvollen Beitrag für mehr Sicherheit an Schulen leisten. Dieses Thema steht in Deutschland seit dem Amoklauf eines 17jährigen in einer Realschule in Winnenden, im hessischen Main-Taunus-Kreis, im Jahr 2009 auf der Agenda, bei dem 15 Menschen und der Täter starben. Seit damals beschäftigten sich Politik sowie Polizei- und Rettungskräfte in Hessen mit der Frage, wie man sich in großen und teilweise verwinkelten Schulgebäuden orientieren kann, um schnellstmöglich zielgerichtete Maßnahmen einzuleiten und Hilfe zu leisten. Im Ergebnis hat der daraufhin gegründete Arbeitskreis Sicherheit mit Hilfe des Designers Dejan Pavlovic ein spezielles, mittlerweile patentiertes Farbleitsystem (FLS) entwickelt. Inzwischen sind alle Schulen im Main-Taunus-Kreis sowie weitere Schulen in Deutschland mit diesem Farbleitsystem ausgestattet. Die Kombination von Farbstreifen mit Raumnummern und Piktogrammen, die auf die Raumfunktion hinweisen, sind nicht nur für die Orientierung der Rettungskräfte unverzichtbar, sondern helfen auch den Eltern der Schülerinnen und Schüler sich zurechtzufinden. Der Vorteil: Im Notfall müssen vor Ort keine Ansprechpartner gesucht werden, die den Weg weisen. Es reicht das Wissen um Farbe, Gebäude und Raumnummer, um an den Ort des Geschehens zu gelangen.

    Zukunftsfähigkeit durch passende Farbsysteme

    Auch die Farben selbst müssen für den Einsatz in und an Schulgebäuden bestimmten Anforderungen genügen, die auf die Nutzung dieser Einrichtungen zugeschnitten sind. Einige Farbenhersteller haben unter anderem mit wissenschaftlicher Unterstützung Farbpaletten mit bestimmten Anforderungsprofilen speziell für Kitas, Schulen und Hochschulen entwickelt. Dabei spielt unter anderem die Haltbarkeit der Farben eine Rolle, um möglichst lange Renovierungszyklen zu gewährleisten. Das heißt, sie sollten recht immun gegen Verschmutzungen und leicht zu reinigen sein und im Außenbereich einen maximalen Wetterschutz bieten. Da zahlreiche Hersteller auch Wärmedämm- und Putzsysteme in Kombination mit den darauf abgestimmten Farbsystemen im Angebot haben, steigern sie so gleichzeitig auch die Energieeffizienz der Schulgebäude. Ein wichtiger Aspekt für die Kommunen, um die Energiekosten zu senken.

    Mit ihrer speziellen Expertise und ihren kompetenten Designern und Designstudios liefern die Hersteller von Farben und Lacken bereits wertvollen Input für die Gestaltung von Kitas, Schulen und Universitäten. In der gemeinsamen Planung mit allen Beteiligten sollen am Ende Orte entstehen, in denen die Benutzer bestmögliche Bedingungen für Spielen, Lernen, Arbeiten und Entspannen vorfinden. Farben leisten in diesem Zusammenhang nachweislich einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung einer harmonischen und inspirierenden Atmosphäre. Durch den sinnvollen Einsatz von Farben entstehen neue Lernlandschaften, die auch die Zukunftsfähigkeit dieses Landes sichern, indem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in den farblich bestmöglichen Welten aufwachsen und sich optimal entwickeln können. Bei einem durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) geschätzten Investitionsstau von rund 44 Milliarden Euro und den bereits geplanten zahlreichen Revitalisierungsprojekten und Neubauten von Schulen, stellt dieses Segment zudem einen interessanten Wachstumsmarkt für die Hersteller von Farben und Lacken sowie für viele Malerbetriebe dar.

    • Blättern Sie durch die 20. Ausgabe unseres Magazins "Wir sind Farbe" und erfahren Sie unter anderem alles zur aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen der Branche, wie es im Rechtsstreit zu Titandioxid weitergeht und einen Bericht über den vom VdL organisierten Azubi-Workshop.

    • Auf der Website der Fachgruppe Putz & Dekor erfährt der Interessierte alles über Fassaden- und Innenputze erhält einen umfassenden Überblick über die Produkte, ihre Zusammensetzungen und Qualitäten sowie Verarbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.

    • Erfahren Sie in unserem Faltblatt alles über die laufenden Projekte, mit denen das DLI die Öffentlichkeit über die Bedeutung von Lacken und Farben informiert. Das geht jeden an. Ob es sich um unsere Kampagne #LebeFarbe handelt oder ob es um harte Fakten zum umstrittenen Thema Titandioxid geht. Sie erhalten einen Überblick über unserere Publikationen zu wichtigen Themen und Marktentwicklungen, und nicht zuletzt informieren wir Sie über die zahlreichen Veranstaltungen und Forschungsprojekte, an denen wir teilnehmen oder die wir selbst initiieren.