• Schneller, höher, glatter mit modernen Lacksystemen

    Was haben die großen Sportevents mit Farben und Lacken zu tun? Sie sind in vielen Sportarten einfach essenziell, nicht nur, damit wir die Athleten und Mannschaften besser voneinander unterscheiden können.
    Sie haben auch ihren Anteil an sportlichen Höchstleistungen, und manchmal sorgen sie für den kleinen Unterschied, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Denn im Sport zählen längst nicht mehr nur Kondition und Können der Athleten allein.
    Die modernen Sportgeräte sind heute in zahlreichen Disziplinen Hightech-Produkte, bei denen die Materialeigenschaften eine immer wichtigere Rolle spielen. Der Erfolg resultiert also aus einer Summe vieler Faktoren, und letztlich leistet auch eine optimale Lackierung dazu ihren Beitrag.

    Undenkbar!? Formel1-Boliden ohne Lackierung

    In der schnellsten Sportart der Welt, der Formel1, zählt jedes Gramm. Vor und während der Saison wird an jedem Detail gefeilt, um Gewicht einzusparen. Denn die Lackierung dient nicht nur der Wiedererkennung und dem ästhetischen Erscheinungsbild der rasenden Boliden am Bildschirm, sondern trägt auch zum Rennerfolg und zur Sicherheit bei. Neben der Leichtigkeit ist bei der Lackierung auch ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit gefragt. Denn schon kleinste Beschädigungen beispielsweise an den Kotflügeln können die Sicherheit des Fahrzeugs und der Fahrer beeinträchtigen. Bei der Lackierung ist nicht nur aus diesem Grund besondere Sorgfalt gefragt. Anders als bei unseren Pkw bestehen die einzelnen Teile der Karosse aus Karbonfaser, die an manchen Stellen nur einen Millimeter stark ist und sehr fragil sein kann. Dabei sind die Experten der Lackindustrie bei ihrer Arbeit für die Formel1 extrem gefordert. Sie entwickeln unter hohem Zeitdruck die Lackprodukte für ein neues Design, die gleich mehrere Kriterien erfüllen müssen: Sie  sollen so leicht wie möglich sein, schnell trocknen sowie problemlos lackier- und reparierbar sein und gleichzeitig natürlich brillant aussehen. Mitunter dauert die Entwicklung der dafür notwendigen Beschichtungskomponenten länger als ein Jahr. Die Ergebnisse dieser herausfordernden Innovationsanstrengungen im Sport kommen am Ende aber auch den normalen Autofahrern zugute. Schließlich möchte heute jeder ein Fahrzeug mit einer widerstandsfähigen und glänzenden Lackierung fahren, die zudem wenig wiegt. Denn weniger Gewicht bedeutet auch weniger CO2-Ausstoß, ein Argument, dass gerade in Zeiten des Klimawandels schwer wiegt.

    Auf ultraleichten Rennrädern zum gelben Trikot

    Beim größten Spektakel des Radsports, der Tour de France, kommt es am Ende auf Sekunden an. Kein Wunder, dass sich mittlerweile die extrem leichten Materialen Aluminium und Carbon bei den Rennrädern der Tour-de-France durchgesetzt haben. Das hat auch Auswirkungen auf die Lackierung. Räder mit Aluminiumrahmen können sowohl mit Pulver- als auch mit Spritzlackierungen bearbeitet werden. Pulverlacke basieren auf Polyester- und Expoxidharzen, die in einem elektrostatischen Verfahren appliziert werden. Durch eine anschließende Hitzebehandlung auf 150 bis 200 Grad schmilzt das Pulver und vernetzt sich zu einer gleichmäßigen Beschichtung. Der besonderer Vorteil: Die zähe Pulverschicht ist besonders robust gegen Kratzer, Stürze und Schläge. Bei Rennrädern aus Carbon kommt nur eine flüssige Spritzlackierung in Frage, da der mit Kohlstofffasern hergestellte Verbundstoff nur bei moderaten Temperaturen getrocknet werden kann. Ganz gleich, welche Lackmethode zum Einsatz kommt. Die ultraleichten Lackierungen für die Hightech-Räder wiegen unter Umständen lediglich 30 Gramm und können nur von höchst erfahrenen Lackprofis mit speziellen Lacken umgesetzt werden.

    Regatta-Boote: je glatter, desto schneller

    Bei der Sommerolympiade in Tokio richten sich wieder alle Blicke von Ruderbegeisterten auf den Deutschland-Achter – das nationale Flaggschiff des Rudersports. Für einen schnellen Achter und alle anderen Regatta-Boote spielt die Lackierung eine wichtige Rolle, um die Rumpfgeschwindigkeit zu optimieren. Die Oberflächen an den Bordwänden und im Unterwasserbereich müssen für maximalen Speed extrem glatt lackiert sein - schon die kleinste Unebenheit kann den Widerstand erhöhen. Generell  eignet sich zur Behandlung Bootsoberflächen aus faserverstärkten Kunststoffen, wie etwa GFK, ein Gelcoat. Dabei handelt es sich um einen mit Kieselsäure angedickten Kunstharz der keine Glasfasern enthält. Es versiegelt das Bauteil gegen Feuchtigkeit und schützt vor UV-Strahlung sowie Druckschäden. Im Trend bei Rennbooten liegen heute besonders die hochwertigen Spritzlackierungen, die aus zwei Komponenten (2K-Lacke) bestehen. Hier bilden Bindemittel, Lösemittel, Füllstoffe und eventuell Farbpigmente zusammen die erste Komponente, den sogenannten Stammlack. Die zweite Komponente ist der Härter. Der Vorteil: Mit einem solchen Lack lässt sich eine äußerst dünne und geschlossene Beschichtung herstellen, die extrem leicht und darüber hinaus sehr widerstandsfähig ist. Für ein optimales Ergebnis ist eine besonders aufwändige Lackierung in mehreren Schritten notwendig: Zunächst wird der Lack als Grundierung aufgespritzt und anschließend bei 60 Grad getrocknet. Danach folgen eine Vor- und eine Endlackierung, wobei die Bootsteile jeweils vorher glatt geschliffen werden müssen. Eine abschließende Politur aus Wachs verstärkt die aerodynamische Wirkung zusätzlich: Sie setzt die Oberflächenspannung des Wassers herab und reduziert so den Widerstand.

    Mit hoher Widerstandskraft durch den Eiskanal

    Bei einer typischen Fahrzeit von 60 Sekunden sausen Bobs mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 150 km durch den Eiskanal. „Bei Lackierungen von Rennbobs kommt es vor allen Dingen auf höchste Widerstandsfähigkeit an – die Lackschicht darf nicht reißen. Die Lacke müssen wegen der Geschwindigkeit großen Reibungskräften, aber auch hohen regionalen Temperaturschwankungen von Südtirol bis Sibirien standhalten“, sagt Dirk Sauer, Technical Manager von Axalta Coating Systems. Das Unternehmen liefert die speziellen Lacksysteme für die Bobs der deutschen Nationalmannschaft. Im Prinzip sind Boblackierungen ähnlich wie für PKW-Beschichtungen aufgebaut. So verwenden die zuständigen Profi-Lackierer am Bob- und Rodel-Olympiastützpunkt am Königssee zunächst eine Epoxidharz-Grundierung. Dann folgt ein farbgebender Lack auf Wasserbasis. Für ein glänzendes optisches Ergebnis sorgt im letzten Schritt ein strapazierfähiger Zwei-Komponenten-Klarlack. Für Bobfahrer geht es um Bruchteile von Sekunden, deshalb gilt hier wie auch bei anderen Hochgeschwindigkeitssportarten: Die Lackschicht sollte so dünn wie möglich sein, damit der Bob im Eiskanal weiter seine Leichtigkeit behält.

    • Blättern Sie durch die 20. Ausgabe unseres Magazins "Wir sind Farbe" und erfahren Sie unter anderem alles zur aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen der Branche, wie es im Rechtsstreit zu Titandioxid weitergeht und einen Bericht über den vom VdL organisierten Azubi-Workshop.

    • Auf der Website der Fachgruppe Putz & Dekor erfährt der Interessierte alles über Fassaden- und Innenputze erhält einen umfassenden Überblick über die Produkte, ihre Zusammensetzungen und Qualitäten sowie Verarbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.

    • Erfahren Sie in unserem Faltblatt alles über die laufenden Projekte, mit denen das DLI die Öffentlichkeit über die Bedeutung von Lacken und Farben informiert. Das geht jeden an. Ob es sich um unsere Kampagne #LebeFarbe handelt oder ob es um harte Fakten zum umstrittenen Thema Titandioxid geht. Sie erhalten einen Überblick über unserere Publikationen zu wichtigen Themen und Marktentwicklungen, und nicht zuletzt informieren wir Sie über die zahlreichen Veranstaltungen und Forschungsprojekte, an denen wir teilnehmen oder die wir selbst initiieren.