• Nachhaltigkeit in der Lackindustrie

    In wirtschaftlicher Hinsicht waren Farben und Lacke schon immer nachhaltige Produkte. Indem sie Bauwerke und Gegenstände des täglichen Gebrauchs langfristig schützen, schonen sie Ressourcen und erhalten Werte. Ohne zweckdienliche Beschichtungen würden viele Baudenkmäler vergangener Epochen nur noch in Überlieferungen existieren. So tragen Bautenfarben und -lacke zum Erhalt des kulturellen Erbes bei, schonen aber auch Ressourcen, die Umwelt und letztlich das globale Klima. Doch das ist nur eine Seite von Nachhaltigkeit. Die Hersteller von Farben und Lacken haben durch intensive Forschung und Entwicklung ihre unterschiedlichen Beschichtungssysteme und Anwendungstechnologien in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch in ökologischer Hinsicht deutlich weiter entwickelt. Insofern ist die Lack- und Druckfarbenindustrie ein Teil der Lösung in der aktuellen Debatte um Nachhaltigkeit.

    Mit weniger mehr erreichen

    Emissionsarm, langlebig, ressourcenschonend, strapazierfähig und aktiv, das sind die Anforderungen an moderne Farben und Lacke. Die Chemiker, Lackingenieure und Laboranten in der Lack- und Rohstoffchemie arbeiten heute nicht nur daran, neue Farben mit neuen Effekten zu entwickeln. Sie haben vor allem das Ziel, den Anteil an flüchtigen organischen Bestandteilen weiter zu reduzieren, den Energieaufwand bei der Herstellung zu senken und somit Ressourcen zu schonen. Gleichzeitig sollen diese Produkte natürlich die Eigenschaften konventioneller Lacke behalten beziehungsweise übertreffen und zudem zusätzliche Funktionen übernehmen, die wiederum für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

    Autolackierung auf Wasserbasis

    Die meisten Autos werden heute im Werk mit Wasserlacken beschichtet. Die organischen Lösemittel konnten seit 1990er Jahren in den Autoserienlacken zum größten Teil durch Wasser ersetzt werden. Auch mit innovativen Lacksystemen und Applikationsverfahren versucht man im Automobilbereich neue Wege zu gehen. So setzen einige Hersteller auch verschiedene Pulverklarlacksysteme für die Beschichtung der Karosserien ein. Sie sind gänzlich lösemittelfrei sind und erlauben eine Materialausbeute von nahezu 100 Prozent, so dass so gut wie kein Abfall entsteht.

    Moderne Schiffsfarben für weniger Treibstoffverbrauch

    Meeresorganismen wie Seepocken und Muscheln siedeln sich gerne im Unterwasserbereich an Schiffsrümpfen an. Dies zerstört nicht nur die Beschichtung, sondern lässt auch den Treibstoffverbrauch von Container- und Kreuzfahrtschiffen steigen. Hinzu kommen aufwändige Wartungsarbeiten im Trockendock. Früher wurde versucht, diesem Problem mit biozid-haltigen Beschichtungen Herr zu werden, was aber deutliche Nebenwirkungen für die Umwelt nach sich zog. Deshalb wurden neuartige Schiffsbeschichtungen entwickelt, unter anderem auf Silikonbasis, die so glatt sind, dass sich keine Meeresorganismen mehr am Schiffsrumpf ansiedeln können. Der nachhaltige Effekt eines glatten Unterwasserschiffs: Weniger Treibstoffverbrauch und geringe schädliche Emissionen. Bei dem stark zunehmenden Verkehr auf den Meeren dieser Welt ein wichtiger umwelt- und ressourcenschonender Effekt. Derart beschichtete Schiffe verbrauchen rund sechs Prozent weniger Treibstoff.
    Zudem wird derzeit an "strömungsgünstigen" Schiffslacken geforscht, deren Oberfläche der Mikrostruktur der Haifischhaut ähnelt. Speziell geformte Schuppen ermöglicht es den gefürchteten Jägern, ohne große Reibungsverluste durch ihren Lebensraum zu gleiten. Derart strukturierte Beschichtungen an den Schiffsrümpfen könnten ebenfalls zur Verringerung des Treibstoffverbrauchs beitragen.

    Korrosionsschutz – ein ökonomischer Faktor

    Der Schutz vor Korrosion ist eine der wichtigsten Aufgaben von Farben und Lacken überhaupt. Gäbe es keine Korrosionsschutzlacke, müssten allein in Deutschland jährlich rund 100 Milliarden Euro für die Erneuerung und Erhaltung der Infrastruktur aufgewendet werden. So sorgen spezielle Lacke meist über Jahrzehnte für einen effektiven Schutz von Brücken und Stahlkonstruktionen.

    Nanotechnologie eröffnet neue Perspektiven für Nachhaltigkeit

    Mit Hilfe der Nanotechnologie entsteht eine neue Generation von Farben und Lacken, die auch in Bezug auf Nachhaltigkeit ganz neue Perspektiven eröffnen wird. In diesem Bereich stehen die Forscher und Entwickler erst am Anfang einer spannenden Entwicklung für ganz neue Oberflächenbeschichtungen. Aufgrund ihrer speziellen Merkmale verspricht die Nanotechnologie neue Impulse für Nachhaltigkeit zu liefern. Bereits heute kommen Nanopartikel in Oberflächenbeschichtungen zum Einsatz. Beispielsweise entspiegeln Antireflexbeschichtungen die Glasoberfläche von Photovoltaik-Modulen und erhöhen dank Reflexionsminimierung deren Wirkungsgrad. Dünnere Schichten bei besserer Funktionalität verringern den Ressourcenbedarf und vermindern die Emissionen sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verarbeitung.

    • Blättern Sie durch die 20. Ausgabe unseres Magazins "Wir sind Farbe" und erfahren Sie unter anderem alles zur aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen der Branche, wie es im Rechtsstreit zu Titandioxid weitergeht und einen Bericht über den vom VdL organisierten Azubi-Workshop.

    • Auf der Website der Fachgruppe Putz & Dekor erfährt der Interessierte alles über Fassaden- und Innenputze erhält einen umfassenden Überblick über die Produkte, ihre Zusammensetzungen und Qualitäten sowie Verarbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.

    • Erfahren Sie in unserem Faltblatt alles über die laufenden Projekte, mit denen das DLI die Öffentlichkeit über die Bedeutung von Lacken und Farben informiert. Das geht jeden an. Ob es sich um unsere Kampagne #LebeFarbe handelt oder ob es um harte Fakten zum umstrittenen Thema Titandioxid geht. Sie erhalten einen Überblick über unserere Publikationen zu wichtigen Themen und Marktentwicklungen, und nicht zuletzt informieren wir Sie über die zahlreichen Veranstaltungen und Forschungsprojekte, an denen wir teilnehmen oder die wir selbst initiieren.